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Wölfe (Canis Lupus)

Konflikte

Auf dieser Seite beschreiben wir kurz die verschiedenen Konfliktfelder mit den bekannten Symptomen und den Ursachen.

Konfliktfelder:

  • Wölfe und Weidetiere/Haustiere
  • Mensch <=> Wolf
  • Jagd und Wölfe
  • Infrastrukturen und Wölfe
  • Defizite bei Erfahrung und Wissen
  • Rechtlicher Status und Konsequenzen
  • Anmerkung

Wölfe und Weidetiere

Symptome: getötete, verletzte, verschreckte oder geflüchtete Weidetier mit allen weiteren Konsequenzen bis hin zur Ausrottung der Wölfe.

Ursachen: Menschen halten Weidetiere und nutzen einen gemeinsamen Lebensraum mit Wölfen. Menschen verbinden Weidetieren mit ökonomischen, emotionalen und sozialen Mehrwerten. Wölfe brauchen für ihren Fortbestand Fleisch. Sie töten Tiere und unterscheiden nicht zwischen Wild- und Weidetiere. Wölfe erhalten die Möglichkeiten Weidetiere als Nahrungsquellen zu nutzen.

Zusammenfassung:

Wölfe töten und fressen Tiere, auch Weidetiere, wenn sie können. Je schlechter die Tiere geschützt werden umso größer ist der Konflikt. Je niedriger die Populationen der verschiedenen natürlichen Beutetiere sind, umso größer ist das Risiko für Weidetiere.

In erster Linie sind mittelgroße Weidetiere wie Schafe und Ziegen durch Wölfe betroffen. Es können einzelne Tiere oder gleich mehrere Tiere getötet oder verletzt werden, auch durch Einzelwölfe. Es besteht die Gefahr, dass Nutztiere ausbrechen und es zu sekundären Schäden kommt, z.B. im Straßenverkehr.

Große Weidetiere wie Rinder oder Pferde sind deutlich seltener gefährdet. Kälber oder Fohlen sind für Wölfe eher erreichbar, wenn die Umstände es ermöglich. Andere Weidetiere sind seltene Ausnahmen. Gatterwild kann ebenfalls für Wölfe erreichbar werden, wenn Wölfe in ein Wildgatter eindringen können.

In jedem Fall bedeutet die Anwesenheit der Wölfe für die Weidetierhalter ein höherer Arbeitsaufwand, ein höherer technischer Aufwand, höhere Betriebskosten und eine höhere emotionale Belastung. Die tatsächliche Mehrbelastung ist im Einzelfall schwer zu erfassen, sehr unterschiedlich und abhängig von unterschiedlichen Faktoren.

Einige Faktoren sind:

  • Art der Weidetiere (Schafe, Ziegen, Rinder, Pferde, Schweine, Gänse, Alpakas…)
  • Anzahl der Weidetiere (einzelne Tiere privat im Garten, kleine Gruppe, oder 200-1000 Tiere)
  • System der Weidetierhaltung (dauerhafte Standweide, Offenstallhaltung, Umtriebsweide, Wanderschäfer, …)
  • Topografie der Weideflächen (Flachland, Gebirge, steinig, morastig, …)
  • betriebswirtschaftliches System (Hobbyhaltung, Nebenerwerb, Vollerwerb, …)
  • individuelle Erfahrung und Einstellung des Tierhalters
  • gesellschaftliche und staatliche Rahmenbedingungen

Um die Konflikte zu minimieren kann man sowohl an den Symptomen ansetzen, besser aber an den Ursachen. In der Vergangenheit hat man einfach die Wölfe entfernt, sprich ausgerottet. Das ist so rechtlich nicht mehr möglich und stößt auch in der Gesellschaft auf eine breite Ablehnung. Diese radikale Form zeugt von wenig Respekt anderen Lebewesen gegenüber und einer sehr egozentrischen Einstellung.

Die einzige akzeptable und auch nachhaltige Lösung liegt ganz klar im verbesserten Schutz der Weidetiere. Dazu gibt es verschiedene Alternativen, die wir auf der folgenden Seite näher beschreiben.

Mensch – Wolf

Symptome: verletzte oder getötete Wölfe, Angst, Vertreibung, bettelnde, aufdringliche oder aggressive Wölfe

Ursachen: Konflikte auf anderer Ebene (Weidetiere), Erfahrungsdefizite, Egoismen, menschliche Psyche, Krankheiten der Wölfe, Füttern, Wölfe mit sozialen Beziehungen zu Menschen, Selbstverteidigung, Intoleranz, Verfolgung und Störungen der Wölfe, Neugierde, Selbstüberschätzung, Lebensraumzerstörung,

Normalerweise besteht in einer direkten Mensch-Wolf Begegnung kein Konflikt. Begegnungen sind normal, werden aber von Menschen oft nicht wahrgenommen und manchmal auch von Wölfen erst sehr spät.

Trotzdem gibt es ein gewisses Konfliktpotential. In der direkten Mensch-Wolf Beziehung, stell man fest, dass das Konfliktpotential für Wölfe um ein Vielfaches größer ist als für Menschen. Wir hier betrachten beide Seiten.

Mensch:

  1. gefühlte Angst vor oder bei Begegnungen mit Wölfen (zum Teil sehr groß)
  2. tatsächliche Gefahr durch Wölfe für Menschen (sehr klein)

Wolf:

  1. Zerstörung des Lebensraums
  2. Reduktion der natürlichen Nahrungsquellen
  3. Füttern, führt zum Bettelverhalten und mindestens zur Tötung des Wolfes.
  4. das gilt im Prinzip auch für andere „soziale Bindungen“ mit Wölfen
  5. nachhaltige Bedrängung und Verfolgung der Wölfe
  6. Suche nach Wolfshöhlen
  7. bewusst zugefügt Verletzungen der Wölfe
  8. Tötung der Wölfe

Alle Statistiken, Erfahrungen und wissenschaftlichen Studien zum Risiko für Menschen verdeutlichen, dass das Risiko für Menschen durch wilde Wölfe angegriffen zu werden ausgesprochen gering ist. Wann man das Risiko in ein Verhältnis setze mit normalen Alltagsgefahren für uns Menschen kann man kaum noch von einem Risiko sprechen. Die Forschung und Studien zeige aber noch etwas anderes. Die meisten Angriffe von gesunden wild aufgewachsenen Wölfen auf Menschen sind am Ende von menschlichen Verhaltensweisen direkt oder indirekt verursacht worden. Nicht alle, aber die meisten. Ganz klar ein Nullrisiko gibt es grundsätzlich nicht. Nochmals, das Risiko für Wölfe von Menschen angegriffen zu werden ist viel größer. Das sollte man in all den Überlegungen und Diskussionen nicht vergessen.

Weitere Informationen zu Lösungsansätze beschreiben wir auf folgender Seite.

Wölfe und die Jagd

Ein weitere Hautgrund warum Wölfe permanent verfolgt und ausgerottet worden sind war die Jagd. Wölfe und auch andere große Beutegreifer wurden als Konkurrenten angesehen.

Symptome: getöteter Wolf, toter Jagdgebrauchshund, Erschwerung der Jagd, Angst vor wirtschaftlichen Verlusten im Jagdpachtsystem, Diskussionen zum Umgang mit Wölfen im Jagdrevier,

Ursachen: fehlende Akzeptanz, Einsatz freilaufender Jagdgebrauchshunde, Erfahrungs- und Wissensdefizite, unzureichende Aus- und Weiterbildung, emotionaler Besitzanspruch der jagdbaren Wildtiere, zum Teil noch immer vorhandenes Konkurrenzdenken.

Innerhalb der Jägerschafft ist das Verhältnis zum Wolf sehr unterschiedlich. Es gibt die Jäger, die die Rückkehr der Wölfe begrüßen und es gibt Jäger, die eine genau entgegengesetzte Einstellung haben. Die Jagdverbände habe eher eine neutrale oder positive Einstellung zur Rückkehr der Wölfe, möchten aber Wolfspopulationen regulieren können.

Zunächst muss akzeptiert werden, dass ein Wolfsrudel eine entsprechenden Nahrungsbedarf hat. Dazu benötigen sie verschiedene Wildtiere als Beutetiere. In erster Linie Rehe, Rotwild und Wildschwein (im Gebirge die Gämsen). Diese ganz natürliche Entnahme aus den Wildtierpopulationen hat zudem viele ökologische Konsequenzen, die an anderer Stelle angesprochen werden. Die Entnahme von Wildtieren durch die menschliche Jagd ist zumindest bei uns in Deutschland deutlich höher als was ein durchschnittliches Wolfsrudel benötigt, um zu überleben.

Wir wollen dieses Kapitel hier im Moment nicht weiter vertiefen. Die mit Abstand wichtigste Maßnahme wird die Verbesserung der Aus- und Weiterbildung sein.

Wölfe und Infrastrukturen

Wölfe integrieren üblicherweise Siedlungen, Straßen, Wege oder landwirtschaftlich genutzte Flächen in ihr Revier. Einfach ausgedrückt, Wölfe laufen auf Straßen, Forstwege, Feldwege, Wanderwege, laufen direkt an Häusern vorbei und können Siedlungsbereiche durchqueren. So wie viele andere Wildtiere auch. Ein solches Verhalten kann zu diversen Konflikten führen.

Symptome: Wolfssichtungen im Dorf, Begegnungen mit Wölfen auf Wanderwegen, überfahrene Wölfe, Sichtungen von Wölfen bei der Feldarbeit, Wölfe im Garten, Forderungen nach Sicherheitsabständen, Verkehrsunfall mit Wolf, illegale Tötung der Wölfe, (siehe auch Kapitel Mensch – Wolf)

Ursachen: Anpassungsfähigkeit der Wölfe, Wege und Straßen sind ökonomischer als querfeldein, Neugierde der Wölfe, Lernverhalten der Wölfe, Zwangssituationen, Wissensdefizite, Nahrungsquellen, Krankheiten.

Hintergrundwissen:

Festzustellen gilt, dass Wolfsreviere sehr groß sind (siehe Steckbrief). Bei einer Fläche von 150-300km² gibt es in Europa immer Straßen, Wanderwege, Häuser und Siedlungen innerhalb des Revierens. Ebenfalls sind immer viele Menschen mit vielen unterschiedlichen Tätigkeiten in einem Wolfsrevier unterwegs. Das gesamte Wegenetz, dass wir entwickelt haben erschließt die Lebensräume auch für Wildtiere leichter und effizienter. Ganz im speziellen für Wölfe die pro Nacht in ihrem Revier sehr große Distanzen 25-50km zurücklegen. Überall hören, riechen und sehen Wölfe uns Menschen, auch wenn sie mitten im Wald sind. Das bedeutet, alle Wölfe in Europa sind Menschen als Lebensraumpartner gewöhnt. Zu bedenken ist ebenfalls, dass Wölfe in der Lage sind Situationen sehr differenziert zu betrachten. Ein Beispiel zu diesem Thema möchte ich hier aufzeigen.

Eine Wolfsrudel konnte von mir (Peter Sürth) oft beim Durchqueren einer Großstadt verfolgt und beobachtet werden. Die Wölfin hatte einen Peilsender. Meistens waren die Wölfe im Schutz der Dunkelheit unterwegs, wobei das in der Stadt zu relativieren gilt. Der Grund für die Stadtdurchquerung waren diverse Nahrungsquellen auf der anderen Seite der Stadt und eine Umgehung war sehr weit. Der Rückweg in den Wald war dann manchmal erst zwischen 6 und 8Uhr morgens. Insbesondere die Wölfin ist zum Teil nur 1-2m bei vollem Tageslicht an Menschen vorbeigelaufen. Im Wald hat sie dieses Verhalten nicht gezeigt, war deutlich vorsichtiger und war nur sehr selten zu sehen.

Wölfe, die in Kulturlandschaften leben und oft Menschen begegnen können lernen die Körpersprache und damit die Absichten von Menschen richtig zu interpretieren. Deswegen reagieren Wölfe nicht bei allen Begegnungen mit Menschen pauschal mit sofortigem Fluchtverhalten. Jeder Wolf reagiert individuell unterschiedlich. Das Risiko für Menschen bleibt trotzdem sehr niedrig. Dafür ist das Risiko für Wölfe in solchen Fällen nicht unerheblich.

In ganz Europa (weltweit), wo es noch Wölfe gibt, durchqueren Wölfe auch gelegentlich Siedlungsbereiche. Das ist folglich völlig normal, und entspricht auch Verhaltensweisen anderer Wildtiere. Die Ursachen dafür können unterschiedlicher Natur sein. Siedlungen können im Weg und eine Umgehung wäre zu lang oder kompliziert oder gar unmöglich. Im Siedlungsbereich können sich verschiedene Nahrungsquellen befinden, die für Wölfe ausreichend attraktiv sind. Auf einer Flucht kann es einen Wolf ausversehen in eine Siedlung treiben. Ein von Wölfen flüchtendes Beutetier kann in oder durch den Siedlungsbereich laufen und dort dann sogar von Wölfen gestellt werden. Wie auch beim Fuchs oder Wildschwein können auch angefütterte Wölfe in Siedlungen gelockt werden.

Es gibt einiges was man tun kann, um speziell Siedlungsbereiche für Wölfe weniger attraktiv zu gestalten. Verhindern kann man vermutlich aber Wolfsbesuche in Siedlungsbereiche nicht ganz.

Der Straßenverkehr ist ein Dauerproblem sowohl für alle Wildtiere als auch für die Autofahrer. Dieser Konflikt wir an anderer Stelle intensiver behandelt.

Defizite bei Erfahrung und Wissen

In Bearbeitung……

Rechtlicher Status und die Konsequenzen

In Europa sind Wölfe fast überall streng geschützt. Wobei der jeweilige Schutzstatus unterschiedlich hoch ist. Dieser hohe Schutzstatus ist ebenfalls eine Quelle für Konflikte. Nicht nur weil Wölfe einen so hohen Schutzstatus haben, der nicht von allen Menschen als notwendig angesehen wird. Es gibt auch Konflikte derart, dass Störungen der streng geschützten Wildtierart verboten sind und befürchtet wird, dass die Nutzung z. B. von Privatwäldern zu bestimmten Zeiten eingeschränkt werden könnten. Wer einen Wolf illegal tötet riskiert bis zu 5 Jahren Gefängnisstrafe und/oder eine sehr heftige Geldstrafe.

Es ist wichtig, dass Wildtiere vor der Willkür der Menschen geschützt werden. Für unseren Verein ist es allerdings nicht von höchster Priorität welchen Schutzstatus eine Wildtierart aktuell erfährt. Für uns ist es wichtig das Miteinander zwischen Menschen und Wildtiere zu fördern, unabhängig vom Schutzstauts.

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